Löst luwische Inschrift Rätsel um Seevölkersturm?

Der sog. Seevölkersturm im östlichen Mittelmeerraum am Ende der Bronzezeit um 1200 v. Chr. ist eines der großen Rätsel der Archäologie. Bisher informierten vor allem Inschriften aus Ägypten und Ugarit über die dramatischen Ereignisse. Scheinbar aus dem Nichts kamen Krieger in Schiffen über das Meer und verheerten die Küstenstädte. Die großen Reiche, die Hethiter in Kleinasien und die Ägypter, aber auch die Mykener in Griechenland, gerieten ins Wanken. Von diesen Hochkulturen blieb am Ende nur ein geschwächtes Ägypten übrig.

Nun wird Ende des Jahres die kommentierte Übersetzung einer Inschrift aus luwischen Hieroglyphen veröffentlicht, die Licht ins Dunkel bringen könnte. Die im westlichen Kleinasien siedelnden Luwier waren bisher vor allem Sprachforschern bekannt, die Archäologen hatten sich bisher nur wenig mit diesem Volk beschäftigt. In der Inschrift ist die Rede von einem König von Mira, der einen Krieg gegen die hethitischen Vasallenstaaten vom Zaum brach. Offenbar wird auch eine Flotte erwähnt, die synchron Küstenstädte angriff. Damit könnte das Rätsel um den Seevölkersturm gelöst sein. Einer der treibenden Kräfte hinter der Untersuchung der Inschrift ist Eberhard Zangger, der die These "Atlantis = Troja" aufstellte. Ich habe seine Ansichten diesbezüglich in einem Kapitel des Buches "Atlantis: Das Rätsel des Aristokles" dargelegt. In einem weiteren Kapitel gehe ich auch auf dem Seevölkersturm ein. Die Veröffentlichung der Übersetzung der Inschrift könnte einigen Wirbel unter Archäologen und Sprachforschern verursachen. Man darf gespannt sein.

Quellen:
https://archaeologynewsnetwork.blogspot.de/2017/10/luwian-hieroglyphic-inscription-sheds.html#CMsdKGYllfYzRSVh.97
https://luwianstudies.org/de

Update 03.06.2018:
Leider ist durch die Affäre um den 2012 verstorbenen Archäologen James Mellaart ungewiss, ob die genannte Inschrift echt ist. Der Archäologe war schon zu Lebzeiten in Verruf geraten, Mitte der 60er Jahre wurde ihm die Grabungsleitung von Catalhöyük entzogen, es ging um den Schatz von Dorak, den er im Haus der Finder in Izmir gezeichnet hatte. Die Adresse, die er notiert hatte, stellte sich später als nicht mehr auffindbar heraus und Mellaart wurde vorgeworfen an Schmuggel von Altertümern beteiligt gewesen zu sein.

Jedenfalls wird Mellaart nun posthum als Fälscher dargestellt. Merkwürdig ist jedenfalls, dass sich die Veröffentlichung der zitierten Inschrift mehrere Jahrzehnte hingezogen hat. Das kann in der Archäologie durchaus öfter passieren, aber wenn die Inschrift wirklich diese Bedeutung hat, dann haftet dem Ganzen schon ein gewisser Geruch an. Zangger, der Mellaart in seinem neusten Buch noch als Archäologen ohne Fehl und Tadel dargestellt hat, gibt sich nun als Aufklärer. Es ist wirklich schwierig herauszufinden, was an den Vorwürfen dran ist, aber wer sich selbst ein Bild machen will, dem seien folgende Links empfohlen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dorak-Affäre
https://de.wikipedia.org/wiki/James_Mellaart
http://www.spiegel.de/spiegel/ein-altertumsforscher-enttarnt-einen-faelscher-a-1197661.html

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