Die sagenhafte antike Bibliothek von Alexandria (Update)


 

Über die antike Bibliothek von Alexandria wurde schon viel geschrieben. Wahrscheinlich wurde der Bau bereits von Ptolemaios I. Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. angestoßen, als Alexandria gegründet wurde. Andere meinen, das erst sein Nachfolger mit dem Bau begann. Alexandria im Norden von Ägypten war eine kosmopolitische Stadt. Es konnte mit einigen Superlativen aufwarten. Da war zum einen der berühmte Leuchtturm von Pharos, der in den schwierigen Gewässern vor Alexandria die Schiffe in den Hafen lotste. Ein weiteres bekanntes Monument war das Alexandergrab, das sich wahrscheinlich im Palastviertel befand. Ebenfalls dort, vermutlich in der Nähe des Hafens, wurde die Bibliothek erbaut. Sie war möglicherweise im sog. "Museion" integiert, das ein Treffpunkt der berühmtesten Gelehrten ihrer Zeit war. Der antike Autor Strabon besuchte im ersten Jahrhundert v. Chr. ebenfalls Alexandria, und schrieb seine Eindrücke in seiner "Geographica" nieder. Er erwähnt das Museion, schreibt aber nicht, in welcher Beziehung die Bibliothek dazu stand. Wir wissen aber, dass beide Institutionen von den Ptolemäern finanziert wurden, eine Dynastie, die der makedonische General Ptolemaios gründete. Unter den Generälen Alexanders, der ein riesiges Reich erobert hatte, brachen nach dem Tod Alexanders die "Diadochenkriege" aus, und Ptolemaios konnte sich in diesen Auseinandersetzungen Ägypten sichern.

Doch zurück zur Bibliothek. Sie enthielt mehrere tausend Schriftrollen, gebundene Bücher waren zu dieser Zeit noch nicht erfunden. Die Zahlen klaffen weit auseinander, aber es dürften mindestens an die 10000 Rollen gewesen sein. Spätere Autoren sprechen sogar von 400000 Rollen, aber das dürfte etwas übertrieben sein. Als die Herrschaft der Ptolemaier sich mit der letzten Königin Cleopatra dem Ende zu neigte, soll die erste Katastrophe über die Bibliothek hereingebrochen sein. Als Julius Caesar nach Ägypten kam, brach ein Brand im Hafenviertel aus, der angeblich auch tausende von Büchern vernichtete. Die Zeiten bei der Ankunft Caesars waren etwas unruhig, da ihm noch sein Konkurrent Pompeius auf seinem Weg zur Alleinherrschaft im Wege stand. Auch gab es in Ägypten innere Unruhen, und Cleopatra verbündete sich mit Caesar, um sich ihre Herrschaft zu sichern. Jedenfalls schieben manche Autoren Caesar die Schuld für das Feuer 48 v. Chr. in die Schuhe. Die Bibliothek bestand aber auch danach noch weiter, wie wir heute wissen. Heinz-Günther Nesselrath (2013) vertritt die These, dass erst in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts n. Chr. das Ende der Bibliothek gekommen war. Zenopia von Palmyra hatte sich die Herrschaft über einen Teil der östlichen Hälfte des römischen Reichs gesichert, und im Zuge dieser Auseinandersetzungen mit den Legionen Roms wurde wahrscheinlich das alte Palastviertel Alexandrias zerstört. Wenn die Bibliothek dieses Ereignis überlebte, wurde sie aber vermutlich im Laufe des vierten Jahrhunderts zerstört, da erst ein Tsunami die Stadt traf, und um 400 n. Chr. alte Heiligtümer von den Christen dem Erdboden gleich gemacht wurden. Das Museion war, wie der Name schon sagt, den Musen gewidmet, und passte möglicherweise nicht in das Konzept der neuen Religion. Es könnte aber auch sein, das die Bibliothek irgendwann aufgegeben wurde, und als keine Schriftrollen mehr kopiert wurden, fielen die Bücher mit der Zeit dem Klima Alexandrias zum Opfer.

Wir können nur spekulieren, welche Werke in der Bibliothek und im Museion lagerten. Es waren aber sicherlich Bücher über Philosophie, Astronomie, Geschichte und anderen Themen. Das Wissen dieser Zeit geriet zum großen Teil in Vergessenheit. Erst in der Renaissance wurde es wieder entdeckt, und manche antike Schriften waren nur noch in Form einer einzigen Kopie vorhanden, oder als Fragmente. Um das Jahr 1500 herum waren regelrechte "Bücherjäger" in ganz Europa unterwegs, die einzigartige Schriften vor dem Bücherwurm retteten. Aber die meisten Bücher, die in Alexandria lagerten, sind verloren. Dies sollte uns zu denken geben, da in unserer heutigen Zeit vieles nur noch digital gespeichert wird und schneller dem Zahn der Zeit zum Opfer fallen könnte, als uns lieb ist.

Quelle:

Heinz-Günther Nesselrath, Das Museion und die Große Bibliothek von Alexandria. In: Tobias Georges, Felix Albrecht und Reinhard Feldmeier (Hrsg.), Alexandria (Tübingen 2013) 65-89.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die TCN-Datierung und die Erdställe der Steiermark

Die Dropa Steine - Abgestürzte Aliens und eine kuriose Überlieferung

Grab des Apostels Philippus entdeckt?