Der Zahn des Neandertalers


Östlich von Nürnberg, in der Nähe von Hersbruck, liegt Hartmannshof, der Sitz eines Steinbruchbetriebes, auf dessen Gelände die Höhlenruine Hunas gelegen ist. Hunas ist ein kleiner Weiler nördlich von Hartmannshof, mitten im Abbaugebiet gelegen. Im Jahr 1956 wurde die Höhle von Florian Heller entdeckt, der bis 1964 dort archäologische Grabungen durchführte. Die Untersuchungen wurden 1983 fortgeführt und endeten 2012. Besonders die Grabungsleiterin Brigitte Kaulich hat sich um die Erforschung der Höhle verdient gemacht. Von der Höhle aus kann man die Gegend weit überblicken, was wohl auch der Grund war, das sie bereits von Steinzeitmenschen aufgesucht wurde. Doch wer waren die Frühmenschen, die in der schon vor Jahrzehntausenden eingestürzten Höhle lebten? Das war lange ein Rätsel.

Nach der Geschichte, die ich kenne, pflückte eines Tages jemand einen Zahn aus der Profilwand der Höhlenablagerungen. Der Fund wurde näher untersucht, und es stellte sich schnell heraus, das er ein menschlicher Backenzahn war. Doch welchem Vormenschen gehörte er an? Das war lange Zeit nicht sicher. Es kam sowohl der sog. Homo Erectus wie auch der nachfolgende Neandertaler in Frage. Vom klassischen Neandertaler spricht man ab 130000 vor heute, doch aus welchem Zeitraum waren die Schichtpakete? Die Datierung einer Sinterdecke und die gefundenen Tierknochen in der Höhle wiesen schließlich auf den Anfang der letzten Eiszeit hin, die etwa vor 115000 Jahren begann. Nach dieser Datierung scheint es ein Zeitraum von 100000 bis 125000 Jahren innerhalb der letzten 200000 Jahre zu sein. Damit wäre der Zahn der älteste Hominidenfund in Bayern.

Die Arbeitsbedingungen dort waren recht abenteuerlich, man lag auf dem Bauch auf einem Wagen, den man auf einer Schienenkonstruktion vor und zurück bewegen konnte. Immer wieder musste die Konstruktion an den Fortschritt der Grabung angepasst werden. Im Winter wurde die Grabung mit Brettern versiegelt, und erst im nächsten Jahr ging es wieder weiter. Die Höhlengrabung erregte eine gewisse Aufmerksamkeit in der Umgebung, was sich immer wieder am Tag des offenen Denkmals zeigte. Wahre Menschenmassen zogen bergauf, um die Grabung zu besichtigen. Auch am heutigen Sonntag konnte man wieder viele sonst geschlossene Denkmäler in Bayern besichtigen. Doch im Jahr 2016 war mit den Führungen Schluss, der Arbeitsbetrieb in diesen Teil des Steinbruches wurde wieder aufgenommen. Ob die Höhlenreste noch zu sehen sind, oder schon abgebaut wurden, weiß ich leider nicht, bei einem Besuch in Hartmannshof dieses Jahr hatte sich das Areal jedenfalls bereits sichtlich verändert. In die Nähe des Steinbruches kam ich nicht, da es Privatgelände und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Von einem gegenüberliegenden Berghang hatte ich aber einen guten Blick auf das Gelände. So wird wohl bald nichts mehr übrig sein von der ehemaligen Grabung. Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Dokumentation und der Funde ist so weit mir bekannt ist, noch nicht abgeschlossen. Ein Teil der Steingeräte und Tierreste aus Hunas wurden aber schon publiziert.

Es gibt übrigens auch einen Wikipedia-Artikel der Fundstelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Höhlenruine_von_Hunas

Das Foto zeigt das Steinbruchgelände, in dem die Höhle lag. Falls sich noch Reste der Grabung erhalten haben, dürften sie sich in der Steinbruchwand, die in der Bildmitte zu sehen ist, befinden.

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