Beschreibt missverstandener biblischer Text eine Sonnenfinsternis?
Bereits 2017 erschien ein Artikel, der sich mit einer Passage aus der Bibel beschäftigt, genauer der Eroberung Kanaans durch die Israeliten unter der Führung Josuas. Der Text beschreibt eine Schlacht gegen die Amoriter, während der sich ein Wunder ereignete. Josua betete, und Sonne und Mond "standen still", die Israeliten siegten schließlich. Wenn man den Text aber genauer betrachtet, könnte man ihn aber auch so übersetzen, dass Sonne und Mond aufhörten zu scheinen. Dieser verwirrender Abschnitt bewog schon früh Gelehrte darüber zu spekulieren, dass hier in Wirklichkeit eine Sonnenfinsternis beschrieben wird.
Die Landnahme der Israeliten wird traditionell um das Jahr 1200 v. Chr. datiert, da zu diesem Zeitpunkt in Ägypten der Pharao Merneptah eine Inschrift in Auftrag gab, in der die Israeliten erwähnt werden. Tatsächlich war im Jahr 1207 v. Chr., genauer am 30. Oktober Nachmittags, eine ringförmige Sonnenfinsternis von Kanaan aus zu zu sehen. Aber ob diese Interpretation dazu führt, das diese Finsternis in die Liste der historisch bezeugten Eklipsen aufgenommen wird, wird die Zukunft zeigen.
Eine Sonnenfinsternis spielt auch eine Rolle in der Diskussion um den Untergang Ugarits nur kurze Zeit später, einer Küstenstadt der Levante im heutigen Syrien. Eine Tontafel beschreibt in düsteren Worten ein Ereignis, das man ebenfalls als Finsternis interpretieren könnte:
"Am 6. Neumondtag, [dem] des Hiyyār, ist untergegangen die Sonne, ihr Hüter des Tores ist Rešeph (Mars)"
1223, wie auch 1192 v. Chr. , waren dort in der Tat Sonnenfinsternisse zu sehen, was zu der These führte, die Einwohner hätten aus Angst vor dem Naturereignis die Stadt fluchtartig verlassen. Allerdings stand Mars nur bei der Finsternis 1223 v. Chr. in der Nähe der Sonne, also lange vor der Zerstörung Ugarits. Eine weitere Tontafel stützt eher die Überlegung, das die Stadt vom Meer aus angegriffen und erobert wurde. Der Herrscher der Stadt sah die Katastrophe kommen und bat die Hethiter um Hilfe, die aber offenbar ihrerseits mit feindlichen Angriffen beschäftigt waren. Der Brief wurde wahrscheinlich nie abgeschickt. Sonnenfinsternisse in frühgeschichtlichen Aufzeichnungen sind leider wie in den genannten Fällen oft umstritten, aber dennoch ein unverzichtbares Hilfsmittel zur Datierung.
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