Raubgräber in Deutschland

Auch in Deutschland sind sie aktiv - Raubgräber. Die Landesämter für Denkmalpflege haben alle Hände voll zu tun, um ihre Aktivitäten einzuschränken. Dabei ist es oft ein Kampf gegen Windmühlen. In Bayern ist es die Unterabteilung "Bodendenkmalpflege", die für die Archäologischen Denkmäler im Land zuständig ist. Sie ist notorisch unterfinanziert, und hätte eigentlich anderes zu tun, als illegalen Sondengängern nachzujagen. Dabei würden manche durchaus gerne mit den Ämtern zusammenarbeiten. Dies geschieht auch in einigen Bundesländern. Dort werden Sondengänger weitergebildet, und melden ihre Funde den Behörden. Das ist allerdings nicht überall der Fall. Ich kann nur den Rat geben, beim zuständigen Landesamt nachzufragen, manchmal findet man auch einen Hinweis im Internet.

Es gibt zwei Sorten von Raubgräbern. Die einen sondeln als Hobby, und sind sich oft nicht bewusst, das sie eine Straftat begehen. Die anderen dagegen sind gut organisiert und verkaufen ihr Beutegut illegal, wobei oft ein falscher Fundort angegeben wird. Solchen zwielichtigen Gestalten ist in Franken einmal ein Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege begegnet. Die Raubgräber waren mit Metallsuchgeräten ausgestattet und wurden von scharfen Hunden begleitet. Die Begegnung verlief zum Glück glimpflich ab, aber ob die Sondengänger ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden, ist mir leider nicht bekannt. Wenn man bei "Google News" den Begriff "Raubgräber" eingibt, findet man leider auch heute noch ziemlich viele Berichte über solche illegalen Tätigkeiten. So wurde in Liechtenstein ein Sondengänger auf frischer Tat von der Polizei ertappt, er musste Sein Suchgerät abgeben, und muss mit einer Geldstrafe rechnen. Die Zeitung "Merkur" berichtete dieses Jahr über einen Vorfall in Grafrath, wo ein hallstattzeitliches Gräberfeld geplündert wurde (etwa 800-450 v. Chr.).

Leider gibt es in Zeiten des Internets viele Möglichkeiten an Informationen zu kommen. So entdeckte ein Ehrenamtlicher Helfer eines Landesamtes einen noch unbekannten Wall anhand von Kartenmaterial, das im Netz frei zugänglich ist. Stolz berichtete er darüber per Twitter. Es dauerte nicht lange, und die ersten illegalen Grabungsspuren wurden entdeckt. Manchmal schießt sich das Amt aber auch selber ins Knie. So wurde schon vor Jahren in einem Feld ein Grab entdeckt, das offenbar noch ungestört war. Die Ergebnisse der Prospektion (oberirdische Untersuchungen, bei denen nicht gegraben wird) wurden in einem Fachartikel veröffentlicht. Leider passierte dabei der Fehler, das die genaue Lage des Grabes mit veröffentlicht wurde. Es kam wie es kommen musste - das Grab wurde geplündert. Hier waren wohl gut organisierte Schatzsucher am Werk, die auch in Deutschland immer rücksichtsloser vorgehen.

Das erinnert mich an eine Anekdote, die schon etwa 20 Jahre her ist. Wir waren eine Studentengruppe und besuchten unter Führung einer Archäologin eine Keltenausstellung in Bayern. Es war soweit ich mich erinnere, eine Sonderausstellung, bei auf einer Tafel darauf hingewiesen wurde, dass das Museum Geld für den Ankauf eines keltischen Münzschatzes brauchte. Man wurde zu einer Spende aufgefordert. Unsere Archäologin bläute uns allen ein, ja kein Geld in die Spendenbox zu werfen, da der Schatz aus dubiosen Quellen stammen würde. Offenbar war auch hier ein falscher Fundort angegeben worden. Oft werden wertvolle Funde aus anderen Bundesländern nach Bayern verortet, da hier noch ein altes Gesetz gilt, nachdem der Finder und der Grundstücksbesitzer je die Hälfte des Geldwertes des Fundes bekommen. Soweit mir bekannt ist, ist dies in Deutschland nur in Bayern so, in anderen Bundesländern muss der Fund abgegeben werden, und man bekommt höchstens eine Entschädigung.

Man sieht also - man muss nicht erst in ferne Länder reisen, um Raubgräbern zu begegnen - hier ist massive Aufklärung nötig, denn bei einer Raubgrabung werden nicht nur wertvolle Artefakte aus der Vergangenheit entwendet, es werden auch alle Spuren zerstört, die Archäologen weitere Hinweise geben können. Ohne den Fundzusammenhang sind solche Objekte aber praktisch wissenschaftlich wertlos. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, den Archäologen zu helfen, und trotzdem einer spannenden Tätigkeit nachzugehen. Über frisch geackerte Felder zu laufen und Oberflächenfunde aufzulesen, ist nicht illegal. Denn mit dem Pflug werden Funde an die Oberfläche geholt, und nach einem Regenguss sind sie oft gut sichtbar. Natürlich müssen auch diese Funde abgegeben werden, aber immerhin kann man so den Archäologen helfen. Der einzige, der möglicherweise etwas dagegen hat, ist der Bauer, dem das Feld gehört, aber wenn man im Spätherbst und Winter über die Felder geht, also nicht in der Vegetationsperiode, ist das für die meisten Bauern in Ordnung. So, das wars wieder für heute, ich hoffe, ich konnte ein wenig Aufklärungsarbeit leisten.

Update 24.11.2019: Aus aktuellem Anlass hier noch eine Kurzmeldung. Eine Raubgräberbande, die mit griechischen Artefakten aus illegalen Grabungen in Italien handelte, ist aufgeflogen:

https://archaeologynewsnetwork.blogspot.com/2019/11/european-police-bust-gang-looting.html

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