Wo ist die Bundeslade?

 

Quelle: Wikipedia, Public Domain



Fast jeder kennt den Film: "Jäger des verlorenen Schatzes". Darin ist der Archäologe Indiana Jones auf der Suche nach der Bundeslade. Doch wieviel Wahrheit steckt dahinter? Fakt ist, dass die Bundeslade, ein Symbol für den Bund der Israeliten mit Gott, häufig im alten Testament erwähnt wird. Gott selbst soll Moses den Auftrag für ihren Bau gegeben haben. Demnach war es ein Kasten aus vergoldeten Holz, mit einem goldenen Deckel und vier Ringen, durch die zwei Stangen geführt werden konnten, um ihn zu tragen. In ihrem Inneren sollen sich die Gesetzestafeln befunden haben, die Moses von Gott erhalten hatte. Laut der Bibel war die Lade lange Zeit in einem Zeltheiligtum untergebracht. Erst Salomon, der Sohn von König David, erbaute etwa im 10. Jahrhundert v. Chr. einen Tempel, in dessen Inneren die Lade stand - "unter den Flügeln der Kerubim" - wie es heißt. Wie diese Kerubim ausgesehen haben, kann man nur spekulieren. Es gab im alten nahen Osten viele Darstellungen von geflügelten Mensch-Tier Mischwesen. Jedenfalls wie heutige Engeldarstellungen dürften sie nicht ausgesehen haben.

Doch dann wird es mysteriös. Denn der Nachfolger von Salomon, Rehabeam, musste sich gegen Pharao Schischak verteidigen. Das ägyptische Heer eroberte Jerusalem und raubte den Tempelschatz. Auch die Bundeslade? Darüber schweigt sich die Bibel aus. Allerdings wird im 2. Buch Chronik die Lade noch einmal genannt, zur Regierungszeit Josias (640-609 v. Chr.). Jedenfalls spätestens zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. galt die Lade als verloren. Der babylonische König Nebukadnezar belagerte Jerusalem und zerstörte die Stadt und den Tempel. Zu dieser Zeit lebte der Prophet Jeremia, der die Lade noch einmal erwähnt:

"Und wenn ihr euch im Land vermehrt und fruchtbar seid in jenen Tagen - Spruch des HERRN -, wird man nicht mehr rufen: die Bundeslade des HERRN! Sie wird niemand in den Sinn kommen; man denkt nicht mehr an sie, vermisst sie nicht und sie wird nicht wiederhergestellt."

Babylonische Texte scheinen die Bundeslade nicht ausdrücklich zu erwähnen, es gibt aber es gibt eine Keilschrifttafel, die von "großen Schätzen" berichtet, die die Eroberer erbeuteten. Es dauerte etwa 400 Jahre, bis wieder ein jüdischer Chronist von der Lade berichtet. Im 2. Buch der Makkabäer, das eine Revolte der Juden beschreibt, als sie gegen die Besatzung durch die Seleukiden aufbegehrten, den Nachfolgern Alexander des Großen, gibt es eine interessante Stelle. Demnach versteckte Jeremia die Lade in einer Höhle bei dem Berg Nebo östlich des toten Meeres im heutigen Jordanien. Doch ist dies glaubwürdig? Der Berg Nebo ist jedenfalls bis heute für die Juden ein besonderer Berg, da von ihm Moses kurz vor seinem Tod das gelobte Land erblickte. So ist die Bundeslade sozusagen zu ihrem Ursprung zurückgekehrt. Es könnte also auch eine religiöse Botschaft dahinter stehen.

Was hat die Archäologie bis jetzt herausgefunden? Nun, bereits aus dem Grab von Tutankhamun (1323 v. Chr.) kennt man ähnliche Holzkisten. Ob die Israeliten davon ihre Inspiration hatten, kann aber nicht beantwortet werden. Belegt ist, dass die frühen Israeliten Schreine verehrten, möglicherweise gibt es hier ein Verbindung zu der Lade. Ab 2007 fanden Ausgrabungen in Khirbet Qeiyafa statt, 30km von Jerusalem entfernt. Die Fundstätte wurde mit der 14C-Methode auf 1020 bis 980 v. Chr. datiert, was etwa der Regierungszeit König Davids entspricht. Diese Schreine wären eigentlich nichts besonderes, aber es fehlen offenbar weitgehend Abbildungen von Menschen oder Tieren, was sie von anderen kultischen Objekten benachbarter Völker in Kanaan unterscheidet.

In TV-Dokumentationen wird immer wieder Äthiopien erwähnt. Tatsächlich glauben die äthiopischen Christen, dass sich die Bundeslade in ihrem Land befindet. Diese soll bereits zu Lebzeiten Salomons nach Äthiopien gebracht worden sein, was aber von anderen Quellen außerhalb Äthiopiens nicht gestützt wird, auch nicht von der Bibel. Bei religiösen Festen werden Kopien der Lade herum getragen, das Original ist in einer Kirche verborgen, die von einem Mönch bewacht wird, der das Gelände nicht verlassen darf.

Ob die Lade zerstört wurde, beim Berg Nebo vergraben liegt, oder nach Ägypten verschleppt wurde, kann heute niemand mehr sagen. Die erwähnte Stelle im Buch Jeremia scheint jedenfalls dafür zu sprechen, dass der Prophet möglicherweise wusste, was mit ihr geschah.

Update: Einen Artikel über den Tempelschatz von Jerusalem gibt es hier, und über biblische Archäologie schreibe ich hier.

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