Die Druiden
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Eines der Standardwerke über die keltischen Druiden ist sicherlich das Buch von Jan de Vries, "Keltische Religion". In dem Kapitel über die Druiden stützt er sich vor allem auf die bekannte Passage von Caesar, zitiert aber auch andere Quellen, wie z. B. die Vita des heiligen St. Patrick. In dem Buch "Die Kelten: Geschichte-Religion-Mythos" habe ich bereits das zusammengefasst, was wir heute über diese Priesterkaste wissen. Sie schrieben ihre umfangreichen Kenntnisse über Geschichte, Naturkunde, Medizin und Astronomie allerdings nicht auf, sondern die Schüler mussten Verse auswendig lernen, was an die 20 Jahre dauerte. Dabei muss unterschieden werden zwischen Sprösslingen des Adels und der Kriegerkaste, die zur Erziehung in die Obhut der Druiden gegeben wurden, und den Schülern, die ebenfalls Druiden werden wollten. Letztere stellten wohl einen zahlenmäßig geringeren Anteil dar.
Die Druiden waren eine unangefochtene Autorität, so schreiben antike Autoren, dass der König nicht vor den Druiden das Wort ergreifen durfte. Auch wird ihnen der Glaube an die Seelenwanderung zugeschrieben. Cicero und andere Autoren waren beeindruckt von dem enormen Wissen der Druiden. Der römische Politiker traf einen von ihnen persönlich, einen der wenigen, von denen wir den Namen kennen, und zwar "Diviciacus", ein Gallier, der im ersten Jahrhundert v. Chr. lebte. Es gab sogar eine Art "UN" der gallischen Druiden, die sich jedes Jahr im Gebiet der Carnuten trafen. Dort wurden offenbar Streitigkeiten zwischen den gallischen Stämmen verhandelt.
Leider sind die archäologischen Quellen über die Druiden recht spärlich. Man kennt zwar einige keltische Gräber aus dem ersten Jahrhundert v. Chr., also der Zeit von Caesar und Cicero, aber bei den Grabbeigaben gibt es keine bestimmten Gegenstände, die einen Verstorbenen als Druide eindeutig identifizieren könnten. Allerdings gibt es verdächtige Moorleichen, die wohl in Verbindung mit Druiden gebracht werden könnten. Römische Autoren schreiben immer wieder von keltischen Menschenopfern, wobei manchmal nicht ganz klar ist, was Propaganda und was Wahrheit ist. Aber bei dem Lindow-Man hat man im Magen immerhin Mistelreste finden können, auch ließ die äußere Erscheinung darauf schließen, dass er aus der keltischen Oberschicht stammte. So gibt es immer noch Rätsel um diesen geheimnisvollen Priesterstand, und er wird auch weiterhin die Phantasie von vielen Autoren beflügeln.
Ich möchte noch etwas hinzufügen. Die Werke antiker Autoren sind nur zu einem kleinen Teil bis in unsere Zeit überliefert worden. Das hängt damit zusammen, dass Pergament und Papyrus sehr wertvoll war, und "wiederverwendet" wurde. Dabei wurde der alte Text abgeschabt und ein neuer darüber geschrieben. Auch hatten solche Texte, abhängig vom Klima, nur eine begrenzte Lebensdauer, wenn sie nicht für die Nachwelt kopiert wurden. Von einigen Autoren wissen wir nur, weil sie in Texten, die es bis in die heutige Zeit geschafft haben, zitiert wurden. Deshalb ist unser Wissen über die Kelten des europäischen Festlandes naturgemäß etwas unvollständig, auch weil sie selber nichts über ihre Geschichte, Sitten und Gebräuche aufgeschrieben haben. Die Druiden haben sogar absichtlich ihre Lehre nicht aufgeschrieben, deshalb können wir nur mutmaßen, was sie beinhaltete. Eine Ausnahme ist der Kalender von Coligny, ein gallo-römischer Kalender, von dem einige Bronzeblechstücke erhalten sind. Aber solche Funde sind leider sehr selten.
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