Provins: Geheimnisvolles im Untergrund von Frankreich
Souterrains, Wikipedia, Public Domain |
Vor mehr als 20 Jahren sahen wir uns auf einer Frankreichreise auch die mittelalterliche Stadt Provins an. Dort gibt es große unterirdische Anlagen, die Souterrains. Was mir auffiel, dass sie zum Teil wie Erdställe aussahen. Erdställe sind unterirdische, künstlich geschaffene Gänge, und in Süddeutschland, Österreich, und der Schweiz verbreitet. Interessanterweise kommen sie oft in Gebieten vor, wo es keine natürlichen Höhlen gibt. Sie sind wohl z. T. etwa 1000 Jahre alt, der Verwendungszweck ist unbekannt. Die Tunnel in Provins sind aber viel weitläufiger als die verwinkelten kleinen Gänge, die man z. B. in Bayern findet. Aber optisch sieht ein Teil der Gänge Erdställen sehr ähnlich. Es gibt aber auch einen Bereich, der durch gemauerte Bögen unzweifelhaft mittelalterlich oder neuzeitlich anmutet. In dem Buch "The World's Last Mysteries" (Readers Digest, S. 303) wird beschrieben, dass die älteren Anlagen unter den mittelalterlichen Gängen liegen. Ich erinnere mich an einem Gangabschnitt, bei dem sich an der Seitenwand ein kleines Loch befand, wo man in einem parallel verlaufenden Gang hinabblicken konnte. Interessanterweise war der Laufhorizont des parallelen Ganges tiefer, als der, in dem ich mich befand. Das war auch einer der Tunnelabschnitte, der den Gangsystemen der Erdställe sehr ähnelte. Der Abschnitt war einfach in den Untergrund vorangetrieben und auch nicht ummauert. Soweit ich recherchiert habe, kommen solche Wandlöcher, die weitere Gangabschnitte oder Räume offenbaren, auch in Erdställen vor.
In Provins erzählt man sich, dass die Anlagen von den Templern oder Katharern erbaut wurden. Was soviel heißt, dass man keine Ahnung hat, wer sie errichtet hat. In dem erwähnten Buch steht im Zusammenhang mit den Souterrains von Provins etwas von eisen- und bronzezeitlichen Graffitis. Leider habe ich das im französischen Web nicht wiedergefunden. Da wird nur der Abbau eines Minerals erwähnt, das zur Verarbeitung (Entfettung) von Wolle gebraucht wurde. Daraus wären dann die Souterrains entstanden, wenn ich das richtig verstanden habe. Man sollte dazu wissen, dass die Bronzezeit in Frankreich mehr als 4000 Jahre zurückreicht, die Eisenzeit fast 3000 Jahre. In der Römerzeit kreuzten sich in Provins zwei Straßen. Die Stadt war im Mittelalter durch ihre Tuchverarbeitung bekannt und das Stadtbild ist auch heute noch sehr mittelalterlich geprägt.
Update: Einen weiteren Artikel über Erdställe gibt es hier. In der überarbeiteten Ausgabe des Buches "Von Schwarzen Pyramiden und anderen Rätseln" gibt es auch ein Kapitel über diese unterirdischen Anlagen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen